Herausforderungen: Grafik, Bildbearbeitung, Videoschnitt
Nach wie vor knickt ein noch so hardwaremäßig aufgerüstetes Notebook ein, wenn es um das Entwickeln von HDR-Fotos mit Aurora geht, um die Riesendateien aus der Sigma dp-Quattro-Serie oder um Videoschnitt. Mir steht ein MacBook Pro 16" mit maximal konfigurierter Grafikkarte, mehr als üppigem Speicher und Top-Prozessor zur Verfügung. Mehr Leistung geht nicht. Aber es nervt, wenn die Filme aus der VUZE XR-360°-Kamera gerendert werden sollen, oder wenn eines der Sigma-Fotos zum Bearbeiten nur geöffnet (!) wird.
Die Lösung: externe Verstärkung
Ganz en vogue sind externe Grafikkarten, die ursprünglich externe Bildschirme befeuern sollten. Findige Software- und Betriebssystementwickler nutzen zudem die überlegene Prozessorleistung von superschnellen Gaming-Grafikkarten, um anspruchsvollen Bildbearbeitungs- und Videoschnitt-Programmen so richtig auf die Sprünge zu helfen.
Eine externe Grafikkarte mit hochgetaktetem Grafikprozessor (eGPU) muss also nicht notwendigerweise auch an einen Grafik- oder Gaming-Monitor angeschlossen sein, es reicht, wenn die Rechnersoftware auf den Grafikprozessor zugreifen und ihn benutzen kann.
Externe Grafikkarten (eGPU) bestehen aus einem speziellen Gehäuse (im wesentlichen mit Netzteil und Einschub für eine Standard-Desktop-Grafikkarte. Wichtig ist eine sehr schnelle Schnittstelle zum ansteuernden Laptop, zumeist Thunderbolt. Über diese Schnittstelle werden die Daten vom Rechner in Richtung eGPU geschickt, dort verarbeitet und wieder zurück. Zugleich kann man an die eGPU auch einen Zweitmonitor anschließen.
eGPU in Harmonie mit Apple
Apple hat seit 2 Betriebsgenerationen sein Mac OS mit der Unterstützung für eGPUs nachgerüstet, im Internet findet man eine Liste der geprüften Gehäuse und Gaming-Grafikkarten. Man kann aber auf das Basteln verzichten und alternativ eine Komplettkomponente kaufen, fertig aufgebaut und optimiert.
BlackMagic bietet mit der eGPU PRO ein sehr ausgereiftes Exemplar an: Eine Reihe zusätzlicher Schnittstellen ersetzt ein schnelles USB-Hub, diverse Bildschirmstandards erlauben flexiblen Anschluss von Monitoren.
Ausschlaggebend für meine Entscheidung für die BlackMagic-Lösung war aber die geräuschoptimierte Ausführung, die für fast lautlosen Betrieb neben Laptop und Monitor sorgen sollte. Dafür nahm ich einen exorbitanten Preis von 1360 EUR in Kauf, knapp 500 EUR mehr als eine Selbstbaulösung. Auch verzichtete ich auf eine State-of-the-Art-Grafikkarte, und musste mich bescheiden mit einer etwas älteren von BlackMagic verbauten. Im Gegenzug erhoffte ich mir problemlose Software-Anbindung und stabilen Betrieb – Apple-typisch eben.
Nach dem Unboxing offenbart sich ein modernes Aludesign – das Gerät könnte wirklich von Apple stammen. Mit den vielen zusätzlichen Schnittstellen auf der Rückseite konnte ich meinen Arbeitsplatz gänzlich neu verkabeln, einige Teile entfielen völlig. Das Inbetriebnehmen war frostfrei, eigentlich gab es keines: Das MacBook neu gebootet, ein neues Icon in der Menüleiste zum Ausschalten der eGPU, im Systembericht eine weitere Grafikkarte und in der Aktivitätsanzeige 1 neue Registerkarte für das Anzeigen der eGPU-Last.
Unerwartet ...
2 Dinge waren gleich positiv zu vermerken:
- Das neue MacBook hatte von Anfang an Schwierigkeiten mit einem recht teuren USB-Hub – gehabt. Die Schwierigkeiten waren verschwunden.
- Die Magic Mouse 2 ruckelte immer auf meinem Dell 34"-Monitor, überaus lästig – ich hatte ein Bluetooth-Problem vermutet. Die Maus war langsam, die eingestellte Beschleunigung hatte sich nie gezeigt, und oft blieb sie einfach für lange Sekundenbruchteile hängen. Dieser Spuk war mit der BlackMagic vorbei. Aha, offenbar war die im MacBook verbaute schnelle Grafikkarte doch nicht ausreichend zum Ansteuern meines Dell-Monitors!
Diese beiden Änderungen waren schon alleine das Geld wert. Die Grafikkarte schaltet sich automatisch ein und aus, je nach Rechner-Zustand. Gut so, pflegeleicht.
Ein nicht allzu hoch zu bewertender Nachteil äußert sich in einem dunklen Rauschen, gut hörbar, aber nicht unbedingt wirklich störend. Es gibt halt jetzt ein Geräusch im Büro, wo bisher überhaupt keines war.
Und was ist mit dem Tempo? Man muss wissen, dass man nun jedes Programm, das man über die eGPU beschleunigt sehen möchte, im Betriebssystem anmelden muss. Dazu erscheint in der Information zu jeder Programmdatei ein neues Kästchen, mit dem sich die eGPU-Unterstützung aktivieren lässt.
Nun kommt es darauf an, ob die Software-Entwickler die eGPU-Beschleunigung unterstützen wollen.
Pech gehabt: Die Software, die ich verwende, wird eher selten genutzt, es sind Nischenprodukte, die in kleinen Stückzahlen vertrieben werden. Bisher bin ich noch nicht auf eines meiner Programme gestoßen, die die eGPU wirklich fordern. So muss ich vorläufig auf den Faktor 2-3 beim Rendern und Bildbearbeiten verzichten, bis vielleicht, ein Update ....
Fazit
Hat sich die Investition gelohnt?
Nun ja, dass die Maus endlich über den Bildschirm flitzt, wie sie es immer schon gesollt hätte, ist versöhnlich, ist ein echter Zugewinn und erleichtert die Arbeit ungemein. Dass meine Hubs endlich so funktionieren, wie sie sollten, ist unverständlich, aber ebenfalls eine große Erleichterung. Ich bin geneigt zu sagen, dass ich sehr froh darüber bin, wenn ich auch nicht damit einverstanden bin, für eine funktionierende Maus an einem High-End-Rechner 1360 EUR auszugeben.
Ich hoffe auf die Zukunft: Ja, ganz sicher werden einige meiner bevorzugten Programme in Zukunft von der eGPU beschleunigt werden. Aber sogar Programme wie einige von Adobe unterstützen die aktuellen Apple-Fähigkeiten (noch) nicht.
Warten wir es ab ...
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